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Freundschaften als Au Pair – Alines Erfahrungen in Kanada

Was tun, wenn man als Au Pair abseits der Großstadt lebt und nicht von lauter anderen Au Pairs umgeben ist? Not macht bekanntlich erfinderisch! Aline verrät euch, wie ihr Social Life während ihrer Zeit in Kanada ausgesehen hat und gibt Tipps, wie man Freundschaften im Ausland schließen kann. Kleiner Spoiler: Obwohl sie das einzige Au Pair in ihrer Stadt war, hat sie am Ende doch richtig gute Freunde gefunden. Aber lassen wir sie doch lieber selbst erzählen:

Hallo, mein Name ist Aline und ich bin 21 Jahre alt. Von August 2019 bis Juli 2020 durfte ich die wohl wichtigsten Erfahrungen meines (bisherigen) Lebens sammeln – und zwar als Au Pair in Kanada! Ich habe bereits einen dreiteiligen Gastblogbeitrag für Adanac Au Pair in Kanada geschrieben. Darin habe ich ausführlich über die Beziehung zu meiner Gastfamilie, meinen Alltag als Au Pair und vieles mehr geschrieben. Da ich aber weiß, wie wichtig auch das Thema Freundschaften für Au Pairs ist, fokussiere ich mich hier vor allem darauf, wie ich neue Freunde gefunden habe. Ich hoffe, meine Erfahrungen können euch inspirieren!

Aline und ihre Au Pair Familie
Aline und ihre Au Pair Familie
Aline und ihre Hostkids
Aline und ihre Hostkids

Freundschaften mit anderen Au Pairs

Ich lebte mit meiner Gastfamilie nicht in der bekanntesten und größten Stadt, sondern in London, einer zwar immer noch relativ großen, aber für (deutsche) Au Pairs völlig unbekannten Stadt ca. zwei Stunden entfernt von Toronto. Warum erzähle ich euch das? Weil ich gerade diese mangelnde Bekanntheit der Stadt besonders beim „Freunde finden“ zu spüren bekam. Denn während andere Au Pairs sich in Toronto und Montréal tummelten und sich ständig über WhatsApp-Gruppen verabredeten, in denen ich durch die Orientation Days auch Mitglied war, gab es bei mir in der Stadt oder in direkter Umgebung kein einziges weiteres Au Pair. Zumindest keines, von dem ich oder meine beiden Organisationen (AIFS und Adanac Au Pair) wussten. Der Networking Liste zufolge lebte das nächste Au Pair leider mehr als eine Stunde von mir entfernt.

Anfangs dachte ich noch, ich könnte einfach ab und zu mit dem Greyhound Bus die zwei Stunden auf mich nehmen, um an den Au Pair Treffen an den Wochenenden teilzunehmen. Doch rasch merkte ich, dass das schnell sehr kostspielig werden würde. Außerdem sind die Distanzen in Kanada echt nicht zu unterschätzen und die Zeit übers Wochenende ist eigentlich doch sehr begrenzt. Dazu kam auch noch das sehr grob ausgebaute Bussystem innerhalb der Städte und ihrer Wohngebiete. Und ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, jedes Mal erst noch fast eine Stunde mit dem Auto meiner Gasteltern oder mit einem Uber nach Downtown zu fahren, um den Greyhound Bus zu bekommen. Ehrlich gesagt wollte ich es auch nicht auf mich nehmen. Vielmehr suchte ich nach geografisch näheren Freunden, die ich auch mal spontan unter der Woche nach der Arbeit treffen konnte.

Orientation Days
Orientation Days

Freunde finden abseits der Großstadt

Aber auch wenn ich verhältnismäßig wenig mit anderen Au Pairs zu tun hatte, bildete sich meine erste Freundschaft auf kanadischem Boden mit einem Au Pair, das ich während der Orientation Days kennengelernt habe. Nach einem Familienwechsel lebte sie nun in Toronto. Wir blieben ständig in Kontakt und besuchten uns mehrere Male gegenseitig, wobei die geografische Distanz in diesem Fall keine große Rolle spielte. Wir kannten uns ja schon, hielten uns persönlich auch über WhatsApp auf dem Laufenden und besuchten uns einfach als Freunde und nicht als Fremde, die hoffen Freunde zu werden. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich denke mal, ihr wisst was ich meine.

Gemeinsam machten wir das jeweilige Downtown unsicher, unterhielten uns über unser Leben als Au Pair und über unsere Reise- und Zukunftspläne. Dann feierten wir meinen Geburtstag in London und waren sogar über Neujahr 2020 mit einem weiteren Au Pair in New York. Es war ein Traum für uns, den wir drei Glücklichen erleben durften, ohne die geringste Ahnung von dem Coronavirus zu haben, der bald sogar New York in einen der schlimmsten Hotspots verwandeln sollte. Eigentlich hätten wir auch noch gerne ihren Geburtstag zusammen in Toronto gefeiert, aber leider war das zu dem Zeitpunkt durch die Pandemie schon undenkbar. Zwar sind wir drei alle schon wieder in Deutschland und inzwischen ist schon ein Jahr vergangen seit unserer Reise nach New York, dennoch haben wir immer noch Kontakt. Ab und zu geben wir uns Updates über unser Leben – und schwelgen natürlich in vielen Erinnerungen.

Diese zwei engeren Au Pair Freundschaften, die sich im Laufe der Zeit einfach so entwickelten, waren jedoch nicht die einzigen Freundschaften, die ich in Kanada knüpfen konnte. Daneben kümmerte ich mich auch darum, noch lokalere Freunde zu finden.

Sightseeing bei der Statue of Liberty
Sightseeing bei der Statue of Liberty
Am Times Square in NYC
Am Times Square in NYC

Der Zufall im Fitnessstudio

Mein erster Schritt war dabei die Anmeldung in einem Fitnessstudio in meiner Nähe, jedoch nicht nur um Freunde zu finden. Ich wollte auch endlich mal meine sportliche Karriere starten. Diese musste ich in Deutschland leider etwas vernachlässigen, da man in meiner Familie Fitnessstudios sehr kritisch gegenüberstand. Aber wie das Schicksal es so will, entwickelte sich dort durch einen witzigen Zufall eine wunderbare Freundschaft mit einer deutschen Medizinstudentin. Sie war für ein Praktikum in Kanada und besuchte ihre Tante und ihren Onkel. Wir waren zeitgleich bei einer Schnupperstunde im Boxen und mussten die Trainerin ordentlich erstaunt haben, nachdem wir ihr direkt nacheinander erzählten, dass wir aus Deutschland kommen und gerne bei der Boxstunde teilnehmen würden. Sie machte uns dadurch auch sofort aufeinander aufmerksam.

Es blieb nicht nur bei gemeinsamen Boxstunden. Schon bald besuchte ich mit meiner neu gewonnenen Freundin ein Football-Spiel der Western University. Außerdem klapperten wir Restaurants und Bars in Downtown ab, machten mit ihren Verwandten einen Ausflug zum Lake Huron und verbrachten sogar ein paar freie Tage bei den Niagarafällen.

Footballspiel der Western University
Footballspiel der Western University

Kurzum, es war eine traumhafte Zeit. Leider rief die Uni und sie musste bald wieder zurück nach Deutschland fliegen. Daraufhin folgte für mich eine etwas härtere Zeit des allgemeinen Kulturschocks. Sicherlich spielte auch der Fakt eine Rolle, dass ich nun theoretisch wieder von neuem auf die Suche nach einer Freundin in der Nähe gehen musste. Dabei hatte ich doch eigentlich gerade erst eine perfekte Freundschaft aufgebaut. Falls euch meine Phasen des Kulturschocks und meine „Lessons“, die ich daraus gelernt habe, interessieren, empfehle ich euch sehr meinen anderen oben genannten Blog Post. Dort habe ich bereits ausführlich darüber berichtet.

Trip zu den Niagarafällen
Trip zu den Niagarafällen

Freundschaften mit Kanadiern

Nach dieser kurzen, aber intensiven Down Phase wurde zum Glück schnell alles wieder viel besser. Meine liebenswerte Gasttante unterstützte mich auch sehr dabei, neue Freunde zu finden. Sie erzählte mir, dass sie selbst einmal für 8 Monate als Studentin in Österreich war. Dadurch wusste sie, wie hart es sein kann, in einem anderen Land neue Freunde zu finden. Somit stellte sie mich zunächst einer ihrer kanadischen Nannies vor, mit der ich mich sofort super verstand. Sie lud mich unter anderem sogar zu ihrer studentischen Halloween Houseparty ein, was wiederum zu neuen Freundschaften mit ihren Roommates und Freunden führte. Natürlich entstanden durch die Party keine tiefen Freundschaften. Dennoch tat es gut, mit Leuten in meinem Alter Bekanntschaft zu machen. Es war besonders schön Kanadier kennenzulernen, weil ich dadurch noch mehr von der Kultur mitnehmen konnte.

Meiner Gasttante verdanke ich aber nicht nur die Freundschaft mit ihrer Nanny, sondern auch meine Mitgliedschaft im London Youth Symphony Orchestra. Diese habe ich nach einem Vorspiel mit einer geliehenen Geige erhalten. Und ich kann ihr auch dafür nicht genug danken. Ich hatte meine eigene Geige bewusst in Deutschland gelassen, weil ich dachte, dass ich in Kanada mal eine Pause von meiner „geigerischen“ Karriere nehmen möchte. Trotzdem hat es einfach perfekt gepasst. Denn das Orchester und die kanadischen Freundinnen, die ich dort kennengelernt habe, sind nun feste und wichtige Bestandteile meiner Erinnerungen an mein Leben in Kanada.

London Youth Symphony Orchestra
London Youth Symphony Orchestra

Die Sache mit den Dating-Apps

Eigentlich hielt ich (typisch deutsch) nichts von Dating-Apps und wollte somit auch nie etwas damit zu tun haben. Doch dann machte mich meine abenteuerlustige Friseurin im November 2019 doch zu neugierig auf Bumble Bff. Diese neue Version von Bumble konnte, zumindest verschiedenen Reviews auf YouTube zufolge, wahre Freundschaften entstehen lassen. Und so lud ich mir ganz wider Erwarten eines Tages die App Bumble herunter. Die Bff-Version ist bei vielen jungen Kanadierinnen sehr beliebt, um Freunde in der neuen Stadt zu finden, in die man fürs Studium oder den Job hinziehen musste. Generell fühlte ich mich in Kanada mit der App sofort sicher. Dating-Apps sind in Nordamerika etwas völlig Normales, werden fast von jedem genutzt und zwar (gegen jedes deutsche Vorurteil) meistens tatsächlich mit ehrlichen, ernsten, völlig normalen Absichten. Aber das nur am Rande. 🙂

Heutzutage bin ich, wie ihr vielleicht schon erkennt, sehr froh, dass ich mich dazu überwunden habe, Bumble herunterzuladen. Denn nicht nur habe ich einen völlig anderen Eindruck von Dating-Apps erhalten; ich habe auch vier Freundinnen gefunden, wobei zwei davon inzwischen zu meinem engsten Freundeskreis gehören!

Date Night
Date Night

Dates mit Freunden

Während ich mit den anderen beiden nur geschrieben und videogechattet habe, bin ich mit meinen wirklich engeren „Bumble BFFs“ auf ein paar Dates gegangen. Das hört sich in Freundschaften echt komisch an, war aber tatsächlich super witzig. Auf das jeweilige erste gemeinsame Dinner folgten noch weitere Restaurantbesuche, eine Paint Night, ein Christmas Lightning Event in Downtown, ein Kinobesuch, Spaziergänge, mein Geburtstag, tiefsinnige Gespräche im Auto und vieles mehr. Ich verstand mich mit beiden „BFFs“ von Anfang an sehr gut. Die ersten Dates waren deshalb so entspannt, weil wir einfach nach Freundschaften suchten und uns so wohl miteinander fühlten, als ob wir uns schon ewig kannten.

Im Laufe der Zeit in Kanada hatte ich also eine kleine Gruppe von guten 10 Freunden um mich herum. Dabei wohnten die meisten dann tatsächlich in meiner Stadt und waren kanadisch. Ich habe mit allen noch Kontakt und schätze es inzwischen sogar sehr, dass nicht noch mehr Au Pairs in London waren, auch wenn es am Anfang deutlich schwerer war, Freunde zu finden. Dafür war es aber auch deutlich einfacher, mein Englisch durch das Gespräch mit meinen neuen kanadischen Freunden ständig anzuwenden und zu verbessern. Ich konnte mich wirklich international verknüpfen, die kanadische Kultur auf einem tieferen Level unter Gleichaltrigen erleben und nicht nur familiäre, sondern auch freundschaftliche, bleibende Wurzeln in Kanada schlagen.

Paint Night
Paint Night

Meine persönlichen Tipps

Neue Freunde finden

  • Orientation Days nutzen, um mit anderen Au Pairs Kontakte zu knüpfen
  • Au Pairs auf der Liste der Organisationen aktiv anschreiben (z.B. auch schon für einen gemeinsamen Flug, wenn ihr am gleichen Tag fliegt)
  • An Au Pair Treffen teilnehmen
  • Lokale Freizeitaktivitäten wahrnehmen (z.B. Fitnessstudio, Orchester, Sportverein, …)
  • Sich erkundigen, wo sich gleichaltrige Leute aufhalten und diese Orte aufsuchen (Coffee Shops in der Nähe von Unis, Football oder Hockey Games, …)
  • Gastfamilie nach Tipps oder Leuten fragen, die sie dir evtl. vorstellen könnten
  • Bumble Bff
  • Einfach abwarten und nicht zu arg suchen 🙂

Alte Freundschaften halten

  • Normale Textnachrichten
  • Ausgiebige Sprachnachrichten!!
  • Videochats über WhatsApp/Skype/Zoom/…
  • Sie durch unerwartete, süße Briefe/Postkarten überraschen
  • Druck verhindern
  • Freundschaften, die sich auflösen, einfach vertrauensvoll, dankbar und ohne Schuldgefühle loslassen. Meistens hast du in der Freundschaft nicht versagt, sondern die Auflösung sollte einfach so oder so irgendwann kommen.

Ich hoffe, ich konnte euch durch diesen Bericht einen kleinen möglichen Einblick in das soziale Leben als Au Pair geben. Falls ihr mit dem Gedanken spielt, selbst die Welt (als Au Pair) zu erobern, kann ich euch nur eines raten: Zögert nicht und traut euch! Momentan mag es durch die Pandemie etwas schwieriger sein zu reisen. Ihr solltet diese Träume aber auf jeden Fall umsetzen, sobald es geht! Ich kann es euch nur empfehlen! Seid nicht zu wählerisch, was den Ort angeht. Achtet vor allem auf euer Bauchgefühl und eure Beziehung zu eurer Gastfamilie. Und macht euch bitte keine Sorgen über Freundschaften. Denn auch wenn es vielleicht etwas schwieriger wird, neue Freunde in einer kleineren Stadt zu finden, kommen sie schon irgendwann – und meistens von ganz alleine.

Für mich persönlich war meine Entscheidung, als Au Pair nach Kanada zu gehen, eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. Ich bin charakterlich so unendlich viel gewachsen, habe eine zweite Familie gefunden und kann es kaum erwarten, all meine Kanadier bald schon wiederzusehen! Ich hoffe, ihr könnt auf eurer Reise ebenso schöne und wertvolle Erfahrungen sammeln wie ich! 🙂

Sightseeing mit der Au Pair Familie
Sightseeing mit der Au Pair Familie