8 Schritte zu deinem perfekten Sommercamp Aufenthalt
Julia hat bereits zwei Sommer in einem amerikanischen Feriencamp verbacht und war zwischenzeitlich als Praktikantin bei AIFS hier in Bonn. Demnach hat sie viele Tipps für Interessierte, Bewerber und Teilnehmer des Camp America Programs.
1. Bewerbungsprozess
2. Platzierung
3. Infos von AIFS
4. Visum
5. Vorbereitung inkl. Orientation
6. Flug
7. Camp
8. Reisen
1. Bewerbungsprozess
Mein Interesse in einem amerikanischen Ferienlager zu arbeiten war riesengroß und deshalb fiel mir die Entscheidung, mich online für das Programm zu bewerben, natürlich super leicht. Ganz unkompliziert erst einmal allgemeine Daten und vielleicht bereits gesammelte Erfahrung in der Kinderbetreuung angeben und möglichst tolle Hobbys nennen, die deine Bewerbung hervorheben können. Schon einige Tage später kam der Rückruf vom Camp America Team aus Bonn, in dem wir unter anderem meine Fähigkeiten („Skills“) und meine Hobbys durchgesprochen haben. Je mehr kreative und sportliche Skills man drauf hat, desto besser finden die Camp Direktoren letztendlich deine Bewerbung!
Super Nachricht – ich bin ins Programm aufgenommen worden und werde mich nun an meine englische Bewerbung setzen! Währenddessen bekommt man auch eine/n Interviewer/in zugeteilt, mit der/dem man sich zu einem kurzen Interview treffen muss. Das hilft Camp America dabei, dich besser kennen zu lernen, deine Englischkenntnisse zu testen und dich schon mal zu beraten, damit du deine Stärken in der Bewerbung besonders hervorheben kannst. Jetzt geht es darum, mich am bestmöglichsten zu präsentieren. Die Camps, die meine Bewerbung online einsehen, sollen ja schließlich begeistert sein.
Für die englische Bewerbung bekommt man per Email einen Link zugeschickt, der einen zu seinem Camp America Profil führt. Dort lädt man Bilder, ein kurzes Video und zwei Referenzen hoch und schreibt zu jedem seiner Skills eine Beschreibung, wie gut man darin ist, wie lange man es schon macht, ob man es vielleicht im Verein macht. Außerdem sind Zusatzqualifikationen immer gern gesehen. Dazu können gehören: Rettungsschwimmerschein, Trainerqualifikationen in Sportvereinen, bereits Erfahrung in der Kinderbetreuung, bis hin zu Kirchenarbeit, Ehrenämtern und Pfadfindermitgliedschaften. Danach hieß es: Warten! Denn die Camps haben nun die Möglichkeit, deine Bewerbung zu sehen, anhand deiner Skills abzuwägen, ob du gut in ihr Camp passt und vor allem dein Video anzuschauen.
2. Platzierung
Nachdem mein Camp erstmal mein Bewerbungsprofil angeschaut hat und wir per Email Kontakt hatten, vereinbarten wir einen Skype-Call. Da es schon ein wenig an ein Bewerbungsgespräch erinnert und es außerdem auf Englisch stattfindet, war ich zwar aufgeregt, konnte aber sehr gut mit der Camp Direktorin sprechen und wir haben uns sofort richtig gut verstanden. Mir war gleich bewusst, dass ich bei einer so humorvollen Camp Direktorin richtig gut aufgehoben bin. Natürlich habe ich mich auch über meinen genauen Job im Camp informiert, habe alle möglichen Fragen über das Leben und den Alltag im Camp gestellt. Noch am Ende des Skype Calls hat mir die Camp Direktorin den Job angeboten, das kann also manchmal echt ganz schnell gehen. Juhu! Ich bin in einem Camp platziert!!!
3.Infos von AIFS
AIFS stand mir immer für Fragen zur Verfügung. Oft habe ich eine E-Mail verfasst, weil ich grad nicht telefonieren konnte und habe schnell eine Antwort bekommen. Neben den guten Tipps, die mir meine Interviewerin bereits gab, bekam ich immer wieder Erinnerungsmails von AIFS, die mich auf fehlende Referenzen hinwiesen oder auch Verbesserungsvorschläge für meine Bewerbung beinhalteten.
4. Visum
Nachdem ich dann in einem Camp platziert war, ging es los mit der Beantragung des J-1 Visums. Hierfür bekommt man, neben einer ausführlichen Anleitung vom deutschen Camp America Team, noch das Dokument DS-2019 und andere notwendige Daten zugeschickt, mit denen man online das DS-160 ausfüllt. Sobald man die Visagebühren bezahlt hat, kann man einen Interviewtermin mit einer der Konsulate in Frankfurt, München oder Berlin ausmachen. Bei mir war es Frankfurt und der Termin war relativ entspannt. Ich war mal wieder sehr nervös, aber nachdem man den Sicherheitscheck (Fast wie am Flughafen!) hinter sich hat, werden erstmal alle Dokumente kontrolliert und alle Fingerabdrücke genommen. Danach wird man einem Mitarbeiter zugeteilt, der ein paar kurze Fragen auf Englisch stellt, wie z.B. „Wieso beantragst du das Visum?“ oder „Hast du Familie in den USA?“, „Beabsichtigst du, nach deiner Zeit im Camp, wieder nach Deutschland zurück zu kehren?“. Immer schön cool bleiben und alles beantworten. Nach gefühlten drei Minuten war alles vorbei und geschafft – VISA GRANTED. Nicht erschrecken, den Reisepass behält die Botschaft ein, um das Visum zu drucken und dann direkt in den Pass reinzukleben. Er wird per Post zurückgeschickt und war schon einige Tage nach dem Termin in der Botschaft bei mir angekommen.
5. Vorbereitung inkl. Orientation
Die Vorfreude aufs Camp war natürlich riesig groß, aber es gab noch einiges zu erledigen. Zuerst habe ich mich mit den anderen Internationals, Counselors aus England, Neuseeland und Australien, in Verbindung gesetzt, die bereits mehrere Sommer in meinem Camp gearbeitet haben. Das heißt sämtliche Facebook- und Whatsapp-Gruppen mit sehr vielen Fragen zugespamt. Was soll ich packen? Sind Regenjacke, Schlafsack, Gummistiefel notwendig, Ja? Nein? Wie viel Bargeld brauche ich und was für eine SIM-Karte ist die günstigste, mit der ich zusätzlich noch die beste Netzabdeckung habe. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, was die Counselor so an ihren freien Tagen machen. Wie viel Kleidung soll ich mitnehmen? Bücher zum Lesen? Werde ich genug ruhige Freizeit haben, um zu lesen?
Alle im Camp sind immer so begeistert von uns Europäern, ganz besonders da Englisch in unserem Fall ja nicht einmal unsere Muttersprache ist und deshalb bieten viele schon vor Camp-Start ihre Hilfe an. Aber auch eine sehr gute Vorbereitung und um schon mal einen Vorgeschmack zu bekommen, was einen so erwartet in einem amerikanischen Ferienlager, ist das Vorbereitungstreffen von AIFS! Dieses findet in Bonn, Berlin oder Wien jeweils Ende April/Anfang Mai statt. Dort werden, neben dem Alltag im Camp, unter anderem Regeln für die Kinderbetreuung besprochen und du knüpfst schon jetzt Kontakte mit anderen Teilnehmern- Lustigerweise bin ich einer Camp America Teilnehmerin, die ich vom Vorbereitungstreffen kannte, bei meiner Reise nach dem Camp in Miami über den Weg gelaufen. Das war vielleicht ein Zufall!
6. Flug
Um den Flug kümmert sich das Camp America Team von AIFS. Dieser ist ja auch in der Programmgebühr enthalten. Nachdem ich den sogenannten Flugroutenplaner ausgefüllt habe, hat sich das Team um die Buchung des Flugtickets gekümmert. Mit dem Flugroutenplaner legst du fest, von welchem Flughafen du innerhalb Deutschlands abfliegen und von welchem Flughafen du, nach deinem Campaufenthalt und im Anschluss an deine Reisen, aus den USA abfliegen möchtest.
Ende Mai bin ich dann endlich nach Missouri geflogen, genauer gesagt St. Louis, wo mein Camp liegt. Der Flug verlief relativ entspannt, ich musste einmal in Chicago umsteigen und wurde dann in St. Louis am Flughafen von Leuten aus dem Camp abgeholt.
7. Camp
Ferienlager kennen viele von uns nur aus amerikanischen Filmen, ich durfte es bereits zweimal hautnah erleben. Als Unit Counselor und Unit Leader habe ich 2015 sowie 2017 die Sommermonate in einem amerikanischen Ferienlager verbracht.
Kurz gesagt, kann es durchaus anstrengend werden, – neben dem Studium habe ich als Kassiererin, Nachhilfelehrerin, Pflegehilfe im Seniorenheim und Nachbarschaftshelferin bereits einiges miterlebt – aber die Arbeit im Camp ist gleichzeitig auch die lohnenswerteste, die man sich vorstellen kann und sehr bereichernd.
Gerne nennen die Counselor und Camper es auch ihr zweites Zuhause, denn viele freuen sich das ganze Jahr lang auf das Leben im Camp. Es gibt alle möglichen Arten von Camps: religiöse Camps, Sportcamps und auch welche, die auf verschiedene Themen wie Harry Potter, Disney Filme und Star Wars ausgerichtet sind.
Ich habe die wunderbare Gelegenheit, für Girl Scouts of the United States of America, somit also in einem Girl Scout Camp, zu arbeiten. Diese sind in etwa zu vergleichen mit den Pfadfindern, aber, wie wir es bereits von den Amerikanern kennen, natürlich eine Spur größer. Ihr Motto besagt, dass durch das „Girl Scouting, die Mädchen an Mut, Selbstbewusstsein und Persönlichkeit gewinnen, alles Eigenschaften, die unsere Welt zu einem besseren Ort machen.“
Meine erste Camperfahrung habe ich im Camp Winona in Hughesvilles machen dürfen. Die Kleinstadt liegt ganz in der Nähe von Washington D.C, was natürlich wunderbare Wochenendtrips in die Hauptstadt ermöglichte.
Das zweite Camp, für das ich bereits arbeitete, ist das Camp Cedarledge Tuckaho in St.Louis im Bundesstaat Missouri (ebenfalls ein Girl Scout Camp).
Wenn man im Camp ankommt, ist es wie an einer neuen Schule. Alle lernen sich kennen, einige kennen sich von früher, aber viele sind neugierig und total gesprächig. Als das einwöchige Staff-Training begann, war ich direkt aufgeschlossen und bin auf die anderen zugegangen, denn ich wusste, wir sitzen alle im selben Boot und wollen diesen Sommer zusammen zu einem tollen Erlebnis für alle machen. Die erste Woche war gefüllt mit Namen und Regeln lernen und sich auf dem Gelände zurechtfinden. Was anfangs aussah wie ein einziges Labyrinth, hat sich am Ende des Sommers wie ein neues Zuhause angefühlt.
Eine Besonderheit bei den Girl Scouts sind die Namen im Camp. Glaubt mir, ich kenne von manchen Kolleginnen bis heute nicht den richtigen Namen, denn wir kennen uns im Camp alle unter Spitznamen. Ich bin Spirit und meine Freunde waren beispielsweise Captain Hook, Chicago, Venus und Birdie. Auch die Camper kriegen alle Spitznamen und finden es super toll, wenn sie für einige Wochen einen neuen lustigen Namen haben.
Meine genaue Jobbezeichnung im letzten Sommer im Camp Cedarledge war Unit Leader. Das bedeutet mehr Verantwortung, aber auch mehr Einfluss auf das Camp-Leben, da ich für das Wohlergehen von drei Counselors zuständig war, mich um die Planung der Aktivitäten für die Camper kümmern und Zeitpläne der Counselor erstellen musste. Ich hatte eine eigene Unit, für die ich verantwortlich war, bestehend aus zwölf Holzhütten, in denen je vier Personen übernachteten. Jede Woche hatte man eine neue Gruppe zwischen 20 und 34 coolen Campern im Alter von 6-14 Jahren, mit denen man alle möglichen Activities planen konnte.
Kein Tag glich dem anderen, aber meist wurde nach dem Frühstück gewandert, auf Pferden geritten oder Kayak gefahren. Am Nachmittag, nach dem Lunch, fanden oftmals Bogenschießen, Klettern, die Poolsession und sämtliche Sportarten statt. Gegen Abend wurde einmal wöchentlich das Abendessen über dem Lagerfeuer zubereitet, S’mores gegessen, Nachtschwimmen angeboten, Gruselgeschichten erzählt und das optionale Sleeping under the Stars angeboten, wobei die Camper wählen konnten, ob sie in ihren normalen Betten in Holzhütten in der Unit, in der Hängematte zwischen Bäumen im Wald oder mit den Schlafsäcken auf der Wiese unter dem Sternenhimmel übernachten möchten.
Mein Camp bot, neben dem ein- bis zweiwöchigen traditionellen Sleepover-/Resident Camp, auch noch das Troop Camping an. Hier konnten ganze Pfadfindergruppen mit ihren Leitern kommen und eine Woche im Camp verbringen. An Wochenenden war das sogenannte Family Camp sehr beliebt. Es kommen Väter oder Mütter mit ihren Töchtern und blieben von Freitagabend bis Sonntagmorgen und hatten so die Möglichkeit, einen Einblick ins Camp-Leben zu bekommen.
Die Freizeit ist in jedem Camp anders organisiert, aber bei uns hatte man jeden Tag zwei Stunden frei und unter der Woche einen freien Abend. An diesem freien Abend durfte man das Campgelände verlassen, was dadurch, dass so gut wie alle Amerikaner ein eigenes Auto haben, immer möglich war. Davon abgesehen wird die freie Zeit sowieso meist dafür genutzt, Wäsche zu waschen, Zuhause anzurufen oder einfach, um ein Nickerchen zu machen.
Besonders beliebt sind die sogenannten All-Camp-Veranstaltungen. Hier nimmt das ganze Camp an Spielen, wie z.B. Wasserschlachten, Schaumpartys (So viel Spülmittel wie möglich auf den Badeanzug und ab mit der riesen Plastikplane den Berg runterrutschen!!), Essensschlachten, teil. Auch das wohl weltweit bekannte Spiel „Schnitzeljagd“ kann auf der Tagesordnung stehen!
Außerdem wurden den ganzen Tag lang viele, viele Campsongs gesungen und unendlich viele Freundschaftsarmbänder geflochten.
Das Leben im Camp ist eine eigene Welt für sich, in der ich nach Wochen ohne Internet und Fernsehen immer wieder zurück zur Natur finde, über mich hinauswachse, nebenbei meine Englischkenntnisse verbessere, jedes Jahr aufs Neue tolle Freunde dazugewinne und wenn ich mal wieder spät abends das Programm für den nächsten Tag plane, sogar das kleinste Glühwürmchen am Sternenhimmel bemerke.
8. Reisen
Ich wusste, ich möchte nach dem Camp noch die USA bereisen und habe mich entschlossen, spontan, während ich im Camp bin, meine Reise zu planen. Es ist aber immer gut, schon mal eine ungefähre Idee zu haben, welche Städte man bereisen will, da man sich natürlich über die Kosten im Klaren sein muss.
Genau wie vorher erhofft, habe ich im Camp tolle Freunde gefunden, mit denen ich Orlando, Miami und New Orleans bereiste. Die Reisen haben wir in unserer freien Zeit ganz einfach vom Computer im Camp-Büro aus organisiert und gebucht. Nach meiner unglaublichen Zeit im Camp, ging es mit dem Flugzeug von Washington, D.C. nach Orlando und rein in die kunterbunte Welt der Freizeit- und Erlebnisparks wie Walt Disney World Resort und das Universal Orlando Resort mit The Wizarding World of Harry Potter. Weiter ging es mit dem Fernbus einige Stunden runter nach Miami (Welcome to Miami sag ich nur!). Es hält wirklich, was es verspricht, von wunderbaren Stränden über coole Locations downtown, wo es viel BlingBling und teure Autos zu begutachten gibt, ist alles zu sehen. Meine beste Freundin hatte sich einen Tagesausflug in die Everglades gebucht, wo sie sich mit einem für das Everglades-Naturschutzgebiet typischen Sumpfboot alles angeschaut hat und ich habe einen Tagesausflug nach Key West gebucht. Von den Amerikanern auch liebevoll „Klein-Kuba“ genannt, da es der südlichste Punkt der USA und nur 170 km von Kuba entfernt ist, aber auch weil das Leben dort dem kubanischen Flair sehr ähnelt. Vom actionreichen Miami ging es dann mal wieder mit dem Bus eine ganze Tagesreise ins mystische New Orleans. Hier läuft man im French Quarter durch die Bourbon Street vorbei an Jazz-Bars, Voodoo-Shops und toller kolonialer Architektur, aber man darf auch die am Stadtrand anzufindenden Friedhöfe nicht vergessen. Diese sind mit ihren vielen Mausoleen nicht zu übersehen und die Stadt verdankt ihnen auch den Spitznamen City of the Dead.
Übernachtet haben wir immer in einem Hostel. Es hat sich auf all meinen Reisen bisher immer als günstige, lustigste und abenteuerlichste Übernachtungsmöglichkeit erwiesen.
Meinen Rückflug habe ich dann von New York City ausgewählt, da ich eine ungefähre Reiseroute bereits im Kopf hatte und auch noch unbedingt in Boston bei einer guten Freundin vorbeischauen wollte und mit dem Bus ist es nach NYC ja auch nichtmehr weit von dort. Zurück in Frankfurt angekommen, hat meine Familie mich dann, nach fast drei Monaten USA-Aufenthalt und unendlich vielen wunderbaren Erinnerungen, vom Flughafen abgeholt und musste sich die nächsten Wochen meine Schwärmereien vom Leben im Camp und meinen Reisen anhören.


One Comment
helga
Eine tolle Erfahrung mit dem Camp! Wir machen uns auch Gedanken darüber, damit der Sohn seine Sommerzeit interessant verbringt. Von der Möglichkeit, das Camp Gelände in der Freizeit zu verlassen, habe ich neulich erfahren und finde es richtig, denn man braucht Zeit, um sich an alles ringsum zu gewöhnen.