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Au Pair: Special Needs – Special Moments

Mein Name ist Katharina (20) und ich bin seit ca. 8 Monaten als Au Pair Professional in Amerika. Ich wohne mit meiner Familie in Bethesda, Maryland und könnte hier nicht glücklicher sein. Ich passe auf drei Kinder auf: Zwillinge, die achte Jahre alt sind und ein 10-jähriges Mädchen. Ich liebe die Arbeit mit ihnen. Eines der Kids macht meinen Alltag besonders spannend – einer meiner Jungs hat nämlich Autismus. Das war von Anfang an klar und wurde bei den zahlreichen Skype-Gesprächen vor meiner Ausreise ausführlich besprochen. Ich habe bereits vorab viel über sein Verhalten und seine Krankheit erfahren.

Autismus

Mein Gastkind nimmt jeden Tag viele verschiedene Medikamente, ist größtenteils nonverbal und hat oft Anfälle. Während diesen beißt, kratzt und zwickt er sich selbst und andere, schreit und weint. Wie für Autisten üblich, gibt es Bereiche, die bei ihm besser ausgeprägt sind als andere. Beispielsweise ist seine Grobmotorik viel besser ausgeprägt, als seine Feinmotorik. Trotzdem ist er blitzgescheit und meistert seinen Alltag ziemlich ähnlich wie sein Zwillingsbruder. Wie meine Gastmutter so schön sagt: „The world is a place with a lot of challenges for him, but he is doing his best.”

Unser Alltag

In Amerika ist der Umgang mit Autismus unfassbar bewundernswert. Untertags geht mein Gastkind auf eine besondere Schule nur für Kinder mit Autismus. Er wird in der Früh von einem Schulbus abgeholt und am Nachmittag wieder nach Hause gebracht. Dort gibt es dann einen Snack. Gegen 16:30 Uhr kommen Therapeuten zu uns nach Hause und er hat ABA (“Applied Behavior Analysis“, was so viel wie angewandte Verhaltensanalyse bedeutet). Zwischendurch gebe ich ihm seine Medizin. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit der ganzen Familie bade ich ihn und bringe ihn ins Bett. Einmal pro Woche fahren wir in ein Therapiezentrum, wo er zusätzlich „Speech Therapy“ (Sprachtherapie) und „Occupational Therapy“ (Beschäftigungs-/Bewegungstherapie) hat.

Herausforderungen die der Alltag mit sich bringt

Die Arbeit mit meinem Jungen bringt viele Herausforderungen mit sich und es ist nicht immer ganz einfach mit ihm. Die vielen Tantrums, sein selbstverletzendes Verhalten und die Tatsache, dass er hauptsächlich nonverbal kommuniziert waren zu Beginn eine große Herausforderung für mich. Seine Tantrums haben verschiedene Auslöser: Wenn er sich beispielsweise nicht gut fühlt, wenn er Schmerzen hat, sich missverstanden fühlt oder einfach frustriert ist. Vor allem an Anfang war es für mich ziemlich schwierig damit klarzukommen, aber innerhalb kürzester Zeit wurde unsere Beziehung immer besser und die Kommunikation immer einfacher. Unterstützend hat er ein kleines iPad mit einem besonderen Sprachprogramm. Da er nicht komplett nonverbal ist, gibt es einige Wörter, die er sagen kann, und diese gilt es richtig zu deuten. Seine Sprache ähnelt einer Babysprache, und anfangs war es sehr schwer, seine Äußerungen richtig zu deuten. Mittlerweile weiß ich zu 95 %, was er möchte oder sagen will und kann dementsprechend reagieren.

Seine Anfälle werden besonders in der Öffentlichkeit zu einer besonderen Herausforderung, denn schnell erntet man abwertende oder verächtliche Blicke, wenn das Kind bei McDonalds plötzlich zum Schreien, Weinen und Toben beginnt. Da heißt es dann, Ruhe zu bewahren.

Es sind aber die vielen kleinen Momente, die meine Arbeit besonders machen. Wenn er mir beispielsweise ein Bussi gibt, um „I love you.“, zu sagen oder sich auf meinen Schoß setzt und mich umarmt. In diesen Momenten weiß ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, und bin einfach nur dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen und ein kleiner Teil seines Lebens sein zu können.

Was ich bis jetzt gelernt habe

Durch die Arbeit mit meinem Kleinen habe ich in den letzten sechs Monaten sehr viel über mich selbst und andere lernen können. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass es mir einmal so egal ist, was andere Menschen über mich denken. Jeden Tag darf ich miterleben, wie mein Gastkind trotz der Einschränkungen und besonderen Bedingungen sein Leben meistert, neue Dinge lernt und immer selbstständiger wird.

Warum eine Familie mit einem Special Needs Kind?

Während meiner Ausbildung zur Pädagogin habe ich mit einigen Kindern zu tun gehabt, die besondere Bedürfnisse hatten und ich fand das Arbeiten mit ihnen schon immer sehr spannend. Es hat einen gewissen Reiz Kinder mit erhöhtem Förderbedarf bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und sie geben einem so viel zurück. Die Entscheidung mit meiner Gastfamilie zu matchen, war eine ziemlich einfache für mich und ich habe sie bis heute nicht bereut.

Natürlich ist es eine große Verantwortung, die man übernimmt. Es gehört auch viel Mut, Geduld, Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen dazu, aber es gibt für mich nichts Schöneres, als wenn mein kleiner Zwerg mich anstrahlt und einfach nur glücklich ist, wenn er mich sieht.

Alles Liebe,

Katharina

Weitere Infos zu unserem Au Pair Programm: www.aifs.at