Franzi’s Welt: Von Einsamkeit und Shoppingtrauma – wie reist es sich am besten?
New York City, NYC, the city that never sleeps, concrete jungle that dreams are made of… Eine Stadt, die so vielen Menschen eine Inspiration ist, in der so viele Träume geschmiedet werden, in Erfüllung gehen, zerbrechen. Meine Lieblingsstadt. Sechs Mal war ich im letzten Jahr in „meiner“ Stadt, immer mit anderen Menschen, immer mit komplett unterschiedlichen Erfahrungen.
Erste Orientierung: Mein zweiter Tag in den USA, das erste Mal das Hotel verlassen, endlich wirklich die USA entdecken und es ging nach New York. Meine Aufregung hätte nicht größer sein können, ich war übermüdet, voller Vorfreude, in einer unwirklichen Blase zwischen meinem alten Leben in Deutschland und meinem neuen Leben als Au Pair. Bevor es vom Hotel in den Bus ging, ging ich nochmal auf Toilette (sicher ist sicher) und traf auf eines der Mädels, mit denen ich geflogen war, mit drei anderen im Schlepptau. Wir kamen ins Gespräch, gingen zusammen zum Bus, saßen dort zusammen und blieben auch für den Rest der Tour zusammen.
Ich kannte diese Mädchen vorher nicht, wir unterhielten uns danach noch ein paar Mal während der Orientations, zwei von ihnen traf ich noch einmal, mit den beiden anderen schrieb ich ab und zu. Wir wurden keine Freundinnen, haben inzwischen keinen Kontakt mehr, aber irgendwie waren wir es auf dieser Tour. Wir waren alle in derselben Situation, mussten keine Entscheidungen treffen, konnten einfach nur New York genießen, uns im Bus über Gastfamilien und Vorfreude unterhalten. Und für diese paar Stunden, reichte es, sich nicht zu kennen, vielleicht keine Gemeinsamkeiten zu haben, einfach nur zusammen zu sein.
Hauptsache nicht allein: Das nächste Mal ging es im Oktober in meine Lieblingsstadt. Ich hatte durch viel rumziehen mit meiner Gastfamilie noch keine wirklichen Freunde in Connecticut, niemanden, mit dem ich hätte fahren können, wollte aber auch auf keinen Fall alleine gehen, fühlte mich von dieser riesigen Stadt eingeschüchtert, ihr nicht gewachsen. Und so schrieb ich einem anderen Au Pair, das ich von den Orientations kannte und das in der Nähe der City lebte. Ich lud mich quasi selbst ein, konnte auch bei ihr übernachten. Klang alles perfekt: ich würde nicht allein sein, hatte eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit.
Der beste Part dieses Wochenendes? Die paar Stunden am Samstagmorgen, die ich alleine in New York verbrachte, da meine „Freundin“ sich verspätete. Es schüttete wie aus Eimern, ich gab das Outdoor Sightseeing schnell auf und fand durch Zufall eine wunderschöne Ballett und Mode Ausstellung. Spontan, ungeplant, genau mein Ding. Gegen Mittag hatte meine Gastgeberin es dann mit einer Freundin auch geschafft, wir gingen aufgrund des Regens in eine Rooftop Lounge zum Brunch. Superlecker, wunderschöne Aussicht. Perfekt, oder?
Ich habe mich noch nie in Gesellschaft anderer so einsam gefühlt. Die champagnerschlürfenden Mädels waren ein eingeschworenes Team, unterhielten sich über Freunde, Dates und Parties. Ich saß dabei, fühlte mich schüchtern, unsicher, außen vor. Das änderte sich auch leider nicht, beim Shoppen in SoHo (wegen H&M und Zara war ich eigentlich nicht nach New York gefahren), abends beim Frozen Yogurt essen, am nächsten Tag bei der Brooklyn Bridge, auf der Fifth Avenue (wieder bei H&M). Meine Gastgeberin und ihre Freundinnen hatten so ziemlich nichts mit mir gemeinsam, sie unterhielten sich, planten, ich lief nebenher. Im Endeffekt seilte ich mich früher ab, verbrachte noch etwas Zeit allein in New York und war noch nie so froh, die Stadt zu verlassen…
Herzensmenschen: Etwa zwei Wochen nach diesem Desaster, kam meine beste Freundin aus Deutschland zu Besuch. Natürlich ging es nach New York. Im Februar traf ich mich mit meiner Mama in meiner Lieblingsstadt, im Sommer fuhr ich mit meiner besten Au Pair Freundin in die City.
Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Unternehmungen, unterschiedliches Wetter. Und drei wundervolle Besuche. Gemeinsam Pläne schmieden, Erinnerungen sammeln, in der Vergangenheit schwelgen, die Zukunft planen, sich besser kennenlernen, Neues probieren, Vertrautes teilen. Zusammen sein. Wirklich zusammen. Für mich heißt das nicht in einer Gruppe zu laufen, um nicht einsam auszusehen, sondern sich auszutauschen. Auf einer Wellenlänge zu sein, zu reden, zu lachen, zu schweigen. Für mich heißt das, sich wohl zu fühlen, man selbst sein zu können, zu sagen, was man denkt. Nicht nur einen Ort entdecken, sondern auch den Menschen an seiner Seite. Und das ist wohl meine liebste Form des Reisens, aber auch nicht so einfach, die richtigen Menschen dafür zu finden.
Doch allein: Am 31. Mai würde ich nach New York fahren. Zur BookCon gehen, Jodi Picoult und einige andere, wundervolle Autoren treffen. Am Abend vorher das American Ballet Theater mit Dornröschen sehen. Die Tickets waren gekauft, der Bus gebucht, das Hostel reserviert. Nur eins fehlte mir noch: jemand, der mit mir reisen würde. Ich fragte ein bisschen rum, dieses Mal allerdings nur Leute, mit denen ich auch wirklich zusammen reisen wollte. Ich hatte ja vom letzten Mal gelernt. Mein Programm war ziemlich speziell und doch fand ich jemanden, der mitkommen wollte. Eine Freundin, die ich bei den Orientations kennengelernt hatte, sie in Philadelphia besucht hatte und sie trotz der wenigen Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, als Freundin bezeichnen konnte. Samstagmorgen sollte es losgehen, für sie von Philadelphia, für mich von Connecticut, in der Mitte würden wir uns treffen. Freitagabend um 10 kam die Nachricht: „Mir geht es nicht so gut, ich kann morgen nicht.“
Was tun? Alle Tickets waren gebucht, ich freute mich, also ging es alleine los. Was folgte, war wohl einer der chaotischsten Trips aller Zeiten: verschlafen, Bus verpasst, neuer Bus gebucht, keine Pläne für den Tag, positivste Überraschung in der „Neuen Galerie“, Füße abgelaufen in Brooklyn, Upgrade im Hostel, U Bahn Station geschlossen, fast zu spät zum Ballett, keine Zeit für Dinner, Mitternachtspizza, zahllose kostenlose Bücher auf der Book Con, Blase gelaufen, Todesregen und provisorischer Buchschutz aus Mülltüten,… Ich googelte Last Minute nach der nächsten Unternehmung, ließ mich treiben. Ich war allein, wünschte mir manchmal, mit Menschen sprechen zu können, redete mit Fremden und schickte WhatsApp Nachrichten. Entdeckte New York nochmal ganz anders, entdeckte mich ganz anders. Hatte eine wunderbare Zeit. Allein. Definitiv besser als in schlechter (oder einfach falscher) Gesellschaft unterwegs zu sein.
Unter dem Tag Franzis Welt findest du alle Beiträge von Franzi, die in unserem Blog veröffentlicht werden.
Franzi beitreibt einen eigenen Blog. Schau mal rein um noch mehr aus ihrem spannenden Leben zu erfahren: https://franziefliegt.wordpress.com/


2 Comments
Peter
Meine Tochter ist zur Zeit als Aupaire in den USA.
Sie findet keine gleichgesinnten Aupairs. Sie will keine “ Freunde am Strand treffen und froozen Joghurt essen „. Sie hat auch kein Bock auf “ Kelly, die Dumpfbacke“Kultur. Sie fühlt sich einsam und möchte die echte amerikanische Kultur kennenlernen. Mit echten Menschen. Hast Du einen Tipp?
Rager
Hallo Peter,
ist Ihre Tochter eine Teilnehmerin von AIFS?
Gerne nehmen wir mit Ihnen Kontakt auf.
Liebe Grüße